Bilder aus Bungamati und aktueller Stand

Hallo ihr Lieben!

Nun habe ich endlich etwas Zeit, um von meiner Reise nach Nepal zu berichten. Ich war für einen Monat dort, um meine Wohnung aufzulösen, mir von der derzeitigen Situation ein Bild zu machen, nach meinen Freunden und Bekannten zu schauen und vor allem um mir die Projekte meiner Familie anzusehen.

Bis zwei Tage nach meiner Abreise lief das Leben in Kathmandu fast wieder wie gehabt, bis auf spürbare Nachbeben alle paar Tage und noch deutlich sichtbare Schäden an vielen Häusern, sowie spürbar weniger Tourismus. Nur außerhalb des Kathmandu Tals seien die Leute noch dringend auf Hilfe gegen Erdbebenschäden angewiesen, wurde mir gesagt; innerhalb des Tals seien Hilfsgüter mehr als reichlich angekommen. Während meines Aufenthalts war ich mit meiner nepalesischen Schwester Subecchya in zwei der Dörfern, die sie mit ihrem Bambushausprojekt wieder auzubauen geholfen hat: Khokhana („Entenhausen“) und Bungamati. Beide Dörfer wurden stark beschädigt, fast alle alten Häuser sind zerstört oder nicht mehr bewohnbar.

Die aktuelle Anzahl der Bambushäuser in beiden Dörfern liegt je bei circa 40 (zusammen mit Gundu sind es insgesamt rund 300!). Viele Dorfbewohner haben außerdem selbst mit angepackt und sich Hütten aus Bambus von Subecchyas Leuten gebaut. Andere Hilfsorganisationen haben auch mit ihren Bauprojekten geholfen – manche ebenfalls mit Bambus, viele mit provisorischen Wellblechkonstruktionen, deren Haltbarkeit wahrscheinlich nicht über zwei Jahre geht.

Subecchya erzählte mir auch, dass jetzt alle Leute in beiden Dörfern eine Unterkunft haben, weswegen sie soweit mit dem Bau von Bambushäusern fertig sind. Ein aktuelles Projekt ist nun ein Schulgebäude (aus Bambus, aber auch Zement, damit es länger als zehn Jahre stehen kann) für eine Schule, deren eines Gebäude als unsicher eingestuft wurde, und die nun neue Räume für die Schüler braucht. Auch haben sie damit begonnen, ein Waschhaus für die Frauen der Dörfer zu bauen, damit die Frauen, die bekanntlich mehr hygienische Schwierigkeiten haben als Männer, sich dort unbeobachtet waschen und ihre Geschäfte verrichten können. Denn in diesen so dicht besiedelten Dörfern ist das Problem, dass es keinen sichtgeschützden Fleck gibt, an dem sich die Frauen zurückziehen könnten; anders als in Gundu, das von Wäldern umgeben ist. Dieses Waschhaus soll vorübergehend (bis alle wieder in „normalen“ Häusern wohnen) nur für Frauen zugänglich sein, später aber für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Deswegen ist dieses Gebäude komplett aus Zement, damit es möglichst lange genutzt werden kann. Bilder von diesem Projekt konnte ich leider noch nicht machen, da sie erst kurz nach meinem Besuch mit dem Bau angefangen haben.

Aber hier sind die Bilder, die ich gemacht habe:

 

Solche Art von Unterkunft ist sehr instabil und undicht...

Solche Art von Unterkunft ist sehr instabil und undicht...

Das Wellblech heizt sich bei Sonnenbestrahlung teilweise so sehr auf, dass es unter ihm unerträglich heiß wird.

Das Wellblech heizt sich bei Sonnenbestrahlung teilweise so sehr auf, dass es unter ihm unerträglich heiß wird.

So fängt man Regenwasser auf... (Wasser ist auch sehr knapp)

So fängt man Regenwasser auf... (Wasser ist auch sehr knapp)

Enten von Entenhausen

Enten von Entenhausen

Das neueste Haus für zwei Familien...

Das neueste Haus für zwei Familien...

...mit hübscher Einrichtung.

...mit hübscher Einrichtung.

Ein weiteres Bambushaus..

Ein weiteres Bambushaus..

So sieht es im alten Teil von Khokhana aus.

So sieht es im alten Teil von Khokhana aus.

Die Schule bekommt ein neues Gebäude

Die Schule bekommt ein neues Gebäude

Links das unsichere -, rechts das neue Bambusgebäude.

Links das unsichere -, rechts das neue Bambusgebäude.

Sehr hübsch! Und geräumig: 40 Kinder passen mindestens hinein.

Sehr hübsch! Und geräumig: 40 Kinder passen mindestens hinein.

Noch fehlt die Zement-Auskleidung und der Boden.

Noch fehlt die Zement-Auskleidung und der Boden.

Das rote Schild hängt an allen unsicheren Gebäuden.

Das rote Schild hängt an allen unsicheren Gebäuden.

 

Auch habe ich mich mit Sajal getroffen, der jetzt zwar in sein Studium eingebunden ist, aber trotzdem gern weiter mit mir arbeiten möchte. Er erzählte mir, dass die meisten Erdbebenopfer jetzt materiell mehr als genug ausgestattet wurden. Schulen wurden von Heften, Stiften, Möbeln und so weiter von allen Seiten nahezu überflutet. Was jetzt noch fehlt sei eine psychologische Betreuung der traumatisierten Kinder und deren Eltern, die dringend jemanden brauchen, der ihnen die Angst vor weiteren Erdbeben nimmt und ihnen hilft, das Erlebte zu verarbeiten. Er selbst hat sich einige Male mit Kindern einer Schule zusammengesetzt und mit ihnen Lieder gesungen und dabei gemerkt, dass sie diese Art von Hilfe noch viel dringender brauchen als alles materielle. Sajal war so lieb mir einen sehr ausführlichen Plan seines Projektes zu schicken, in dem er die genauen Ziele, Vorhaben und Kosten dokumentiert hat.

Unsere weitere Unterstützung wird sich also vor allem auf Subecchya und Sajal beziehen. Und es ist unglaublich, wie viel sich inzwischen wieder auf dem Konto angesammelt hat! Demnächst werde ich wieder per Western Union etwas Überweisen.

Dieser Tage sieht die Situation im Kathmandu Tal und ganz Nepal allerdings sehr düster aus: Die Grenze zu Indien ist seit drei Wochen gesperrt, es kommen keine lebenswichtigen Güter mehr nach Nepal. Das größte Problem sind momentan noch Sprit und Gas. In Kathmandu fahren kaum noch Fahrzeuge, die wenigen liter Sprit werden mit rund 8€/l gehandelt, die Restaurants und privaten Haushalte können nicht mehr kochen, weil sie vom Gas abhängig sind, es wird zunehmend auf Holzfeuern (und in Erdlöchern) gekocht. Außerdem gibt es an der Grenze und im Terai immer mehr Aufstände, die wohl auf Unzufriedenheit mit der neuen Verfassung Nepals auf beiden Seiten beruhen. Was meine Freunde mir berichten klingt gar nicht gut und ich hoffe sehr, dass die Unruhen und dieser schlimme Zustand bald ein Ende nehmen werden.

Ich selbst bin für dieses Semester erst einmal in Hamburg an der Uni eingeschrieben, meiner Familie und meinem gesunden Schlaf zuliebe. Wer noch Fragen hat, kann sich gern mit Kommentaren erkundigen; ich werde versuchen, so schnell ich kann zu antworten!

Das war’s erst einmal,
Namaste!

Johanna

 

 

Ein Gedanke zu „Bilder aus Bungamati und aktueller Stand

  1. Das Dorf Langtang, der dem Himalaya nachste Punkt vom Kathmandu-Tal aus und ein bei Berksteigern beliebter Ort, wurde nach dem Erdbeben von einer Lawine komplett zerstort. There is a strong presence of hope in people, and a desperation to come back from grave-turned-dreams to rebuild.

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