…ein Jahr danach

Nun ist das Erdbeben genau ein Jahr her und Nepal hat es seit langer Zeit einmal wieder in die Nachrichten geschafft, nachdem es gefühlt zwei Monate nach der Katastrophe bereits wieder vergessen schien. Überall teilen meine nepalesischen und nicht-nepalesischen Freunde und Bekannte Rückblicke und aktuelle Stände von dem, was bisher alles passiert ist. …ein Jahr danach weiterlesen

Schule aus Bambus

Vor ein paar Wochen bekamen Basnets eine Anfrage von einer Schule, ob sie nicht mit ihrer Bambushaus-„Methode“ ein neues Schulgebäude bauen könnten. Die Regierung liefert nach wie vor keinerlei Unterstützung an Institutionen wie diese (und allgemein). Die Schüler und Lehrer dieser Schule waren also gezwungen, den Unterricht im unsicheren Gebäude zu führen.

Nun ist der Bau in vollem Gang, viele neue Helfer sind dazugekommen und die Schüler freuen sich schon riesig auf ihre neue Schule!

Dieses Schild besagt, dass das Gebäude unsicher ist. Trotzdem mussten die Schüler und Lehrer weiterhin darin den Unterricht vollziehen.

Dieses Schild besagt, dass das Gebäude unsicher ist. Trotzdem mussten die Schüler und Lehrer weiterhin darin den Unterricht vollziehen.

Diesen Freitag werde ich selbst nach Nepal fliegen, um dort meine Freunde und Verwandten zu sehen, und um selbst beim Bauen der Schule zu helfen. Falls ich Internetzugang und Zeit dort habe, werde ich weitere Bilder hochladen und dazu berichten. Wenn Sie ein paar Berichte von Prabighya und Subechhya lesen wollen (auf Englisch), schauen Sie gern auf diese Seiten:

https://khetibazaar.wordpress.com/2015/08/04/khokhana-school-construction/

https://khetibazaar.wordpress.com/2015/07/19/rebuilding-in-bungamati-and-khokhana/

Aus 11 werden 70 Häuser, aus einem Dorf eine ganze Region

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Eine Familie in ihrem fertigen Haus

In den vergangenen Wochen hat Familie Basnet mit ihrer Bambushaus-Aktion sehr viel geschafft! Hier eine Zusammenfassung: In Gundu, wo ca. 150 Häuser eingestürzt waren, haben inzwischen alle Bewohner wieder ein Dach über dem Kopf! Nachdem dort alle Bambushäuser fertig waren, konnten Basnets nun in umliegende Gebiete und das Gebiet Sindhupalchowk gehen, wo das Zentrum des ersten Bebens liegt und die größte Zerstörung ist. Insgesamt wurden nun schon über 70 Häuser gebaut! Das ging aus einem Telefonat mit Subechhya und meinem Großvater hervor, als sie ihn letzten Freitag anrief, um stolz zu berichten und sich für die große Hilfe zu bedanken, die sie bisher erreicht hat. Damit sind natürlich auch alle Spender einbegriffen, also hier schon einmal ein herzliches Dankeschön von Familie Basnet an Sie alle!  Kurz vor dem Telefonat hat Subechhya auch an mich einen kleinen Bericht geschickt. Da ihr Deutsch sehr gut ist, möchte ich Ihnen einen Auszug direkt zeigen:

„Morgen fertigen wir alle Haueser in Gundu und das Newar Dorf unten von Gundu. Wir haben 60 Haueser gebaut! Manche haben wir selbe gebaut und manche haben die Leute selbst sich engagiert und gebaut.  Wir fangen mit andere Projekte an ab nächste Woche.1. Wir bauen Silo?(wo essen gelagert ist [Scheunen]) in Helambu (unten von Langtang) In diesem Ort, wie viele, sind all Hausse zerstört. Die Leute von diesem Dorf müssen jetzt ausziehen und leben in eine Gebiet unten. Aber sie haben ihre Kartoffeln und Hefte [ich denke, sie meint Gerste, das am häufigsten angebaute Getreide dort] und sie müssen ernten. Sie haben keine Haus zu lagern und im Monsoon werden sie alles kaputt. Wir wollen 3 Lagerhaeuser für den ganzen Ort bauen.  2. Bambus Haueser in Bungamati bauen 3. Bambus Haueser in einem Ort in Sindhupalchowk bauen!! Viele sind getroffen und wir wollen machen wie viel wir koennen!!!“

Aus den 60 sind also inzwischen 70 Bambushäuser geworden; die Leute packen inzwischen selbst mit an, statt nur daneben zu stehen und den Helfern beim Arbeiten zuzusehen, und die Gebiete, in denen sie bauen, weiten sich immer weiter aus.  Morgen wollen Basnets noch einmal Nachschub an Materialien kaufen, weswegen wir ihnen noch einmal eine große Summe (5000€) geschickt haben. Allerdings mussten wir leider bei der Western Union 250€ Bearbeitungsgebühr zahlen – es ist nicht mehr kostenlos, und wenn man es direkt statt online schickt, beträgt die Gebühr leider wieder 5% des Betrags, der geschickt werden soll. Wir wollen der WU noch heute eine E-Mail schreiben und sie bitten, die Gebühren wieder aufzuheben, oder zumindest nicht so hoch anzusetzen. Denn immerhin sind 250€ fast ein ganzes Bambushaus und jeder Cent wird gebraucht. Über online Überweisung kostet es „nur“ 52€, aber bis mein Konto für so große Summen freigeschaltet ist, kann es bis zu zwei Wochen dauern. Solange konnten Basnets verständlicherweise nicht warten. Auch hören wir uns nach Alternativen um; ein Verwandter Bänker hört sich gerade in seinen Kreisen um, vielleicht findet er eine bessere Lösung.

Sajal & Co – was bisher geschah

In Heutada sind Großteile der Häuser komplett zerstört

In Heutada sind Großteile der Häuser komplett zerstört

Verteilung von Decken in Sindhukot

Verteilung von Decken in Sindhukot

Sajal überreicht 100€ an die Leiterin der NGO „Divine Service Home“

Sajal überreicht 100€ an die Leiterin der NGO „Divine Service Home“

Leute, die ihre Häuser und Verwandte im beben verloren haben, konnten im Haus der NGO Unterschlupf finden und warten nun darauf, bald wieder eine feste Bleibe zu bekommen

Leute, die ihre Häuser und Verwandte im beben verloren haben, konnten im Haus der NGO Unterschlupf finden und warten nun darauf, bald wieder eine feste Bleibe zu bekommen

Sajal-1-13

Sajal-1-13

Zehn ältere Leute konnten aufgenommen und versorgt werden

Zehn ältere Leute konnten aufgenommen und versorgt werden

 

Wer sind Sajal und seine Freunde und was machen sie?

Sajal und dessen Freunde habe ich bei einem kleinen Filmdreh kennengelernt und stand auch danach noch in regelmäßigem Kontakt zu ihnen. Ironisch war, dass gerade an dem Samstag, an dem das Erdbeben passierte, die Premiere des Kurzfilms sein sollte. Zu dieser kam es dann natürlich nicht, dem Erdbeben zu dank. Stattdessen haben wir kurz miteinander reden können und er erzählte mir von seinen zahlreichen Plänen zur Hilfe der Erdbebenopfer. Als ich dann in Deutschland angekommen war, schrieb er mir, dass er für sich und seine Familie selbst keine Hilfe bräuchte, aber bei seinen Hilfsaktionen Unterstützung brauchen könnte. Also haben wir ihm so schnell es ging Geld zukommen lassen, sodass er zumindest schon einmal Nahrungsmittel und Decken kaufen und verteilen konnte.

Er hat mir bereits viele Bilder zukommen lassen und mir sogar einen Bericht erstellt, auf dem genauestens verzeichnet ist, wann er wo für was wie viel der Spendengelder verwendet hat. Hier also eine (übersetzte) Zusammenfassung von all seinen aktuellen und geplanten Tätigkeiten in Sindhupalchowk, Hetauda und Dolkha:

Sindhupalchowk-Distrikt (Epizentrum des ersten Erdbebens)

Im Dorf Sindhukot verteilten Sajal und seine Freunde 60 Decken an 60 Haushalte der untersten Kasten. Er schreibt, dass er besonderen Fokus auf die ärmsten Menschen legen wollte, da sie die verletzlichsten und am meisten vernachlässigten Menschen sind. Pro Decke bezahlten sie 500Rs, also insgesamt 30000Rs für alle Decken zusammen. Das entspricht ca. 300€. In einem weiteren Dorf namens Sangha verteilten sie an 13 Familien je einen 25kg-Sack Reis, einen halben Liter Öl, 1kg Salz, und 1 kg Linsen (Grundnahrungsmittel der Nepali). Für alles zusammen bezahlten sie knapp unter 300€, die restlichen paar nutzten sie, um den Kindern mit Keksen und Nudeln eine kleine Freude zu machen. Sajal hat alles sehr akribisch aufgeschrieben; das möchte ich Ihnen (in übersetzter Form) hier nicht vorenthalten, denn er hat sich sehr viel Mühe gegeben, alles genauestens für uns und Sie festzuhalten:

Nahrungsmittel Quantität Preis
Reis 25kg 2000 Rs (~20€)
Salz 1kg 17 Rs (~17ct)
Öl ½ l 75 Rs (~75ct)
Daal (Linsen) 1kg 160 Rs (~1,60€)
Kosten pro Haushalt 2252 Rs (~22,62€)
Gesamtkosten für 13 Haushalte 29276 Rs (~292,76€) Die übrigen 724 Rs wurden für Kekse und Nudeln für die Kinder des Dorfes ausgegeben.

Weitere 200€, die wir ihm zukommen ließen, hat er an eine ihm gut vertraute Organisation (NGO) namens „Divine Service Home“ gegeben, die sich um den Wiederaufbau von Schulen, das allgemeine Bildungswesen Nepals und ältere Leute, die durch das Erdbeben ihre Familienmitglieder verloren und sich nicht mehr allein versorgen können. Bisher hat die Organisation über zehn ältere Menschen aufnehmen können. Der neueste Stand zu den Plänen der Organisation, Schulen wieder aufzubauen, ist allerdings weniger „Hoffnung-fördernd“. Und zwar hat jetzt die Regierung den eigenständigen Organisationen plötzlich verboten die Schulen auf eigene Faust wieder aufzubauen. Sie wollten es selbst tun; warum, haben sie nicht gesagt. Nun müssen die Leute geduldig darauf warten, dass die Regierung mit dem Bau anfängt. Wenn man die nepalesische Regierung kennt, weiß man allerdings, dass es noch lange dauern kann, bis sich dort etwas tut. Auch wenn Sajal und seine NGO darüber verständlicherweise sehr frustriert sind, gibt er trotzdem nicht auf und hilft an anderen Stellen so viel er kann.

Hetauda- und Dolkha-Distrikt: In diesem Distrikt ist die NGO „Divine Service Home“ am aktivsten. Hier wird sich auch um die rund zehn älteren Menschen und weitere Familien, die auf Hilfe angewiesen sind, gekümmert. Hier planen Sajal und die NGO zusammen 17 Häuser wieder aufzubauen und sich um die Nahrungs- und medizinische Versorgung der Menschen zu kümmern. In einem weiteren Distrikt (Dolkha) möchte Sajal ähnliche Hilfe leisten, da dieses Distrikt vom zweiten großen Erdbeben ähnlich stark zerstört wurde als Sindhupalchowk und Hetauda beim ersten. Diese Vorhaben würden wir gern weiter unterstützen. Auch habe ich Sajal vorgeschlagen, mit meinen zwei „didis“ Subechhya und Prabighya über deren Bambushäuser zu sprechen, um dann eventuell mit seinen (kräftigen) Helfern zusammen selbst welche zu bauen. Er will diesen Vorschlag an sein Team weitergeben.

An Sajal und seine Freunde, sowie die ihm vertraute NGO Divine Service Home gingen bisher rund 800€.

Familie Shrestha – was bisher geschah

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Wer ist Familie Shrestha und was macht sie?

Mit dieser Familie habe ich mich über unseren Freund Om (er arbeitet als Reiseführer für Bharat Basnet) befreundet. Vor allem mit den zwei Kindern meines Alters, Manish und Nhujala, habe ich besonders enge Freundschaften geschlossen. Die Familie wohnt in Bhaktapur und ist Mitglied bei einer Religionsgemeinschaft namens „Om Shanti“ (es gibt auch hier in Deutschland Institutionen davon), bei der sie sehr aktiv ist. Nachdem das Erdbeben passierte, habe ich von ihnen erfahren, dass ihr eigenes Haus kaum beschädigt wurde, allerdings zwei Häuser des weiteren Familienkreises komplett zerstört wurden. Das Geld, was ich ihnen auf diese Nachricht zukommen lies, haben sie allerdings zum Großteil erst einmal nicht für sich, sondern für Om Shanti genutzt. Denn die Gemeinschaft organisierte große Speisungen; bereits am 1.5. fand die erste statt und obwohl fünfhundert Leute mehr als die geplanten 1500 kamen, konnten alle gesättigt werden! Da noch weitere solcher großen Speisungen geplant waren, haben wir noch einmal Geld für diesen Zweck geschickt, und bis heute wurden diese weiteren Speisungen an sieben verschiedenen Orten durchgeführt.

Der letzte Stand war allerdings, dass nun die Leute weniger mit Nahrung als mit Unterkünften versorgt werden müssen, weswegen nun überlegt wird, wie man an möglichst viele Wellbleche kommt, um diese dann an die obdachlosen Menschen in Bhaktapur zu verteilen. Das Problem ist, dass es in Nepal gerade keine Wellbleche mehr zu kaufen gibt; alles ist vergriffen. Nun wird versucht, aus Indien und anderen Nachbarländern zu importieren. Die Frage ist allerdings, wann diese Lieferungen ankommen. Sobald es wieder welche zu kaufen gibt, wird Familie Shrestha (mit oder ohne der Zusammenarbeit mit Om Shanti) losziehen und den bedürftigen welche besorgen. Dies würden wir auch gern unterstützen.

Neben den Aktionen in Verbindung mit Om Shanti muss sich die Familie allerdings auch um ihre Angehörigen kümmern, die durch das Erdbeben viel größeren Schaden erlitten und vorerst in ihren Haus Unterschlupf gesucht haben, allerdings aber zur Versorgung der vielen Familienmitglieder nichts beisteuern können. Shresthas selbst können mit ihrem Stoffladen momentan auch keine Einnahmen verzeichnen; sämtliche Leichentücher und Decken sind bereits wenige Tage nach dem ersten Erdbeben ausverkauft gewesen, und die restlichen Stoffe sind in dieser Ausnahmesituation noch nicht wieder gefragt. Für die Versorgung und auch für den Wiederaufbau der eingestürzten Häuser in der Familie würden wir gern mehr Geld schicken, um ihnen wenigstens ein bisschen helfen zu können.